Eine Gemeinschaft zerlegt sich
selbst
Amateurhaftes Verhalten der Flughafen-Gegner
Bürgerinitiativen sind eigentlich etwas tolles: Menschen schließen sich
zusammen, engagieren sich, um ein gemeinsames Ziel zu erreichen. Einen
gewissen Charme haben Bürgerinitiativen auch deshalb, weil ihnen die
aalglatte Professionalität von Polit-Profis fremd ist. Leider birgt diese
charmante Unprofessionalität auch die Gefahr, sich amateurhaft zu verhalten.
Und das kann richtig hässlich werden. So geschehen bei den Flughafengegnern.
Ausgerechnet kurz nach dem sensationellen Triumph vor Gericht zerlegt sich
die Aktionsgemeinschaft, in der zig Jahre Solidarität gehegt und gepflegt
wurde, auf brutalst-mögliche Weise. Schuld an dem Desaster sind wohl alle
Beteiligten ein bisschen: Ahmet Siegel, der seine Vorstandskollegen viel zu
spät über das Verhandlungsangebot des Flughafens in Kenntnis setzte und in
der Auseinandersetzung zu schnell den juristischen Knüppel auspackte, die
restlichen Vorstandsmitglieder, weil sie sich weigerten, die Mitglieder zu
informieren und den Streit öffentlich machten. Ob der Scherbenhaufen
zusammengekehrt werden kann, scheint fraglich - die Verletzungen, die die
Kontrahenten sich und dem Selbstbewusstsein der Gemeinschaft zugefügt haben,
werden lange brauchen, um zu verheilen. Klar ist: Es muss ein komplett neuer
Vorstand her. Gekniffen sind jetzt die Kläger, die ohne kompetenten
Rechtsbeistand dastehen. Vom Imageschaden für die Bürgerinitiative gar nicht
zu reden. j.jessen@nrz.de
JAN JESSEN |