"Nennt ihn doch Nimwegen"

INTERVIEW.

Die Euregioratsvorsitzende Guusje ter Horst fordert eine Verbesserung der Verkehrs-Infrastruktur in der Region.

NIMWEGEN. Guusje ter Horst hält keine langen Reden. Zügig kommt die Bürgermeisterin von Nimwegen zur Sache. Seit fünf Jahren leitet sie die Geschicke der Stadt und hat viele neue Projekte in Angriff genommen und weitergeführt. Seit 2005 ist sie Vorsitzende des wichtigen Euregiorates und hat mehrfach eine Verbesserung der Infrastruktur in die Diskussion gebracht.

NRZ: Frau ter Horst, der Austausch zwischen Deutschen und Niederländern hat in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Deutsche Studenten orientieren sich nach Nimwegen, Niederländer bauen im Kreis Kleve ihre Häuser. Selbst Studentenwohnungen werden hier vermietet. Doch die infrastrukturelle Anbindung ist eher schlecht als recht.

Guusje ter Horst: Das ist richtig. Die Städteregion Arnheim-Nimwegen erarbeitet gerade einen Infrastrukturplan für die Region und wird sich dabei nicht nur auf die niederländische Seite beschränken, sondern auch den Kreis Kleve miteinbeziehen. Die Kamer van Koophandel Gelderland und die IHK Niederrhein haben gemeinsam eine Anfrage an die Euregio gerichtet, ob ein Mobilitätsplan entwickelt werden kann. Wir müssen unsere Infrastruktur den Veränderungen anpassen.

NRZ: Sie haben als Vorsitzende des Euregiorates eine Bahnverbindung zwischen Nimwegen und Düsseldorf angeregt.

ter Horst: In der Tat bin ich davon überzeugt, dass langfristig eine Bahnverbindung kommen wird. Und dabei geht es ja nicht nur um die Strecke Kleve-Nimwegen. Letztendlich geht es um die Hauptachse Rotterdam-Ruhrgebiet. Unsere Region könnte davon profitieren. Zurzeit scheint eine Realisierung noch nicht möglich. Aber kurzfristig werden wir mit der Draisinenstrecke in Kranenburg beginnen. Das ist schon mal ein Beginn. Wir lassen gerade untersuchen, welche Bedingungen gelten müssen, um eine Bahnverbindung nach 2020 aufzunehmen. Das niederländische Parlament hat in der vergangenen Woche einer Untersuchung zur Reaktivierung der Strecke Nimwegen-Kleve zugestimmt.

NRZ: Die Gemeinde Groesbeek wehrt sich gegen eine Bahnstrecke.

ter Horst: Das ist richtig. Ich verstehe auch, dass Groesbeek eine internationale Bahnstrecke nicht wünscht, denn die alte Trasse verläuft quer durch die Gemeinde und dies würde de facto einer Teilung von Groesbeek gleich kommen. Und zudem fürchtet man, dass dadurch die Busverbindung zum Erliegen kommt. Andererseits kann man darin auch eine Chance sehen. Auch Groesbeek würde an die internationale Strecke angebunden.

NRZ: Sind die Busverbindungen zwischen Nimwegen und Kleve ausreichend?

ter Horst: Nein, überhaupt nicht. Ich bin selbst auch einmal mit dem Bus nach Kleve gefahren. Mein Gott, wenn man um halb fünf den Bus verpasst, kann man trampen. Das haben wir zum Glück abgestellt und die Frequenz verdoppelt, weil man erkannt hat, dass die Nachfrage da ist. Aber die Verbindungen lassen sich mit Sicherheit noch verbessern.

NRZ: Der Flughafen Weeze-Laarbruch kommt nicht in Schwung. Welche Bedeutung hat der Flughafen für Nimwegen?

ter Horst: Wir sind uns einig, dass der Flughafen für den Tourismus in unserer Stadt wichtig ist. Aber ob er auch wichtig für die Wirtschaft ist, darüber gibt es unterschiedliche Auffassungen. Bislang hat der Airport nur wenig Auswirkungen gehabt. Aber ich sage, wenn der Flughafen Niederrhein seine Genehmigungen geregelt hat, und wenn dort internationaler Flugverkehr herrscht, dann ist dies auch für Nimwegen interessant. Denn dann werden sich auch Unternehmen ansiedeln, und dies wäre für den niederländischen Arbeitsmarkt von Vorteil. Ich bin der Meinung, dass wir alles tun sollten, um die Chance zu nutzen. Übrigens, ich würde es sehr begrüßen, wenn der Flughafen Weeze Flughafen Nimwegen heißen würde. Wir sind die größte Stadt in der Nähe und nicht zuletzt gibt es mit Düsseldorf ja immer noch Rechtsstreitigkeiten über den Namen.

NRZ: Welche Reaktionen bekommen sie aus der lokalen Wirtschaft?

ter Horst: Nun ja, der Flughafen ist für den Tourismus wichtig. Auch die Kamer van Koophandel hat sich für den Airport ausgesprochen. Für die Entwicklung der ganzen Region ist ein Flughafen wichtig. Ich will ihnen ein Beispiel nennen: Als die Niederlande vor ein paar Jahren den Vorsitz der Europäischen Union hatten, wollten wir eine große Konferenz nach Nimwegen holen und mussten mit Amsterdam und Rotterdam konkurrieren. Wir haben den Zuschlag nicht bekommen, weil wir über keinen Flughafen verfügen. An solchen Punkten merkt man doch, dass man als Region bei wichtigen Entscheidungen den Kürzeren zieht, nur weil man schlecht zu erreichen ist.


NRZ: Im Dezember hören sie auf. Welche Dinge gehen sie im letzten Monat noch an?

ter Horst: Der Schreibtisch ist voll. In den nächsten Wochen werden noch Schilder mit der Aufschrift "City of health" angebracht. Wir sind hier in der Region wirklich eine Stadt der Gesundheit. Wir haben hervorragende Krankenhäuser und wissenschaftliche Abteilungen im Gesundheitswesen. Damit darf man wuchern.

Das Gespräch führte:

ANDREAS GEBBINK