Einchecken und losfliegen
VON CORINNA KUHS
Geldern 

(RP) Kurioses wie „Kann ich ein Brathähnchen im Handgepäck mitnehmen?“ hören die Mitarbeiter der Information ständig. Sie sind meist die ersten Ansprechpartner für irritierte oder wütende Fluggäste.

weeze Neulich kam ein Passagier zu Ira Bank gestürmt. „Where is Rianei“, radebrechte er auf Englisch auf der Suche nach einem Ryanair-Ansprechpartner. Und wurde dann deutlicher: „I want to kill somebody.“ Wütende Fluggäste wie dieser stehen häufiger vor dem Info-Schalter im Terminal, an dem Ira Bank arbeitet. „Wir sind meist die ersten Ansprechpartner“ sagt Bank über sich und ihre Kollegen. Zwei Vollzeitkräfte und vier Minijobber kümmern sich neben Bank, die als Teilzeitbeschäftigte angestellt ist, um die Sorgen und Nöte der Fluggäste.

Mit dem stärkeren Ryanair-Engagement ab Juni soll Bank zur Vollzeitkraft werden, zusätzlich wird eine Teilzeitstelle eingerichtet. „Wir haben dann auch von 5 bis 24 Uhr geöffnet“, erklärt Bank. Und fügt lächelnd hinzu: „Wir sind immer sehr bemüht.“ So gibt es für zornige Fluggäste, die sich in Düsseldorf wähnen und in Weeze wiederfinden, auch schon mal ein Stück Schokolade zur Beruhigung.

„Mindestens zehnmal am Tag“ komme es vor, dass der Flughafen Weeze mit Düsseldorf verwechselt werde. „Häufig kommen Anrufe: ,Ich stehe in Düsseldorf, wie komme ich am schnellsten zu Ihnen?“, sagt Bank. Vor allem Deutsche und Holländer seien es, die ihren Abflugsort in der falschen Stadt haben. Oder wenn der Check-in pünktlich zumacht und jemand drei Minuten zu spät kommt.

Die Mitarbeiter von „Serve2fly“ haben auch schon Skurriles erlebt. Einmal kamen zwei junge Frauen, die sagten, sie hätten zwar kein Geld für Tickets, bräuchten aber dringend zwei. Stefan Ruck, Assistent der Geschäftsleitung von Serve2fly, schlug mit seinen Kollegen am Check-in vor: „Wenn ihr es schafft, die Hälfte des Flugpreises zu sammeln, dann zahlen wir den Rest.“ Nach drei Stunden kamen die Mädels mit dem entsprechenden Betrag zurück – und die Serve2fly-Kollegen zahlten aus eigener Tasche dazu. „So was gibt’s nur hier“, sagt Ruck lachend.

„Das ist mir selbst schon mal passiert“, sagt Bank. Sie hilft dann dabei, umzubuchen oder ein Hotelzimmer in der Nähe zu finden. Die Mitarbeiter am Infoschalter werden ab Juni in der Hauptzeit zwischen 11.30 und 13.30 Uhr zu zweit dafür sorgen, dass alle Fragen der Passagiere beantwortet werden. Das klappt international: „Wir sprechen vier Fremdsprachen“, erklärt Bank: Niederländisch, Englisch, Italienisch und Spanisch.

Wer schon flugerfahrener oder fragenlos ist, landet im Terminal bei den Mitarbeitern des Abfertigers „Serve2fly“. „Wir betreuen die Passagiere vom Check-in bis zur Abfertigung“, erklärt Stefan Ruck, Assistent der Geschäftsführung des Unternehmens. Das bedeutet: Serve2fly verkauft im Terminal Flugtickets von Ryanair und kümmert sich um den Check-in. Wer seinen Koffer aufgibt, macht das bei einem der 24 Serve2fly-Mitarbeiter. Diese sind es auch, die den Koffer dann zum Flugzeug transportieren und einladen. Zudem kümmern sich die Mitarbeiter um die komplette Abfertigung: Sie schieben die Treppen an die Flugzeuge und bereiten den Flug vor, melden zum Beispiel dem Zielflughafen, wie viele Passagiere in der betreffenden Maschine sitzen. Und sie schreiben ein Infoblatt für den Piloten. „Je nach Flugaufkommen werden wir eventuell ab Herbst mehr Personal einstellen“, sagt Ruck. Er lobt die Atmosphäre auf dem Airport Weeze. Serve2fly-Stationsleiter Joe Sweetsir ergänzt: „Nirgends ist es so familiär wie hier.“ Service wird bei Serve2fly groß geschrieben: So trug Sweetsir eine Passagierin sogar aus einem Flieger: Die Frau war während des „Kyrill“-Sturms so durchgeschüttelt worden, dass sie nicht mehr alleine aussteigen konnte.

Alle bisherigen Teile der Serie gibt’s unter www.rp-online.de/geldern