Was tun, wenn’s
auf einmal piept? Der Zoll passt auf, dass nichts geschmuggelt wird
VON CORINNA KUHS
Geldern
(RP) weeze (cku) 34 Menschen sorgen dafür, dass es im Flughafen
Weeze piept. So viele Mitarbeiter beschäftigt die Firma Security Training
International (STI), die im Auftrag der Bezirksregierung Düsseldorf die
Sicherheitskontrollen übernimmt. Zurzeit werden 16 weitere ausgebildet. „Die
brauchen wir auch dringend“, sagt Marion Marquard, STI-Stationsleiterin in
Weeze und Mönchengladbach. Schließlich müssten künftig weitaus mehr
Passagiere kontrolliert werden. Zwischen 4 und 22.30 Uhr müsse Personal
bereitstehen, erklärt Marquard. „100 Prozent des Reisegepäcks muss
durchleuchtet werden.“ Und dazu das komplette Handgepäck samt
Personenkontrolle.
Passagier wird ausgerufen
Sollte in einem Koffer etwas merkwürdig erscheinen, wird der nicht gleich
aufgerissen. „Wir rufen den Passagier aus, damit er dazu kommt“, sagt
Marquard. Mit dabei sei auch immer die Polizei. Sollte sich der Passagier
nicht finden lassen, wird jemand vom Flughafen hinzugeholt. „Der hat
Hausrecht und kann entscheiden, ob der Koffer geöffnet wird.“ Das Ganze
geschieht dann mit Kameraüberwachung – damit niemand sagen kann, ihm sei
etwas aus dem Koffer gestohlen worden. „Aber wir haben ganz selten den Fall,
dass wir Koffer ohne Passagiere öffnen müssen.“ Bei Personenkontrollen werde
selten etwas gefunden, sagt Marquard. Höchstens ein vergessenes Zippo in
einer Hosentasche oder ein kleines Taschenmesser. Und: „Ab Weeze fliegen
viele frühere Militärangehörige. Die haben manchmal leere Patronenhülsen als
Anhänger.“ Die seien an Bord aber nicht erlaubt.
Auch die STI-Kontrolleure werden gefilzt. Zuständig ist Claus Buschfeld, als
Assistent der Verkehrsleitung ist er Sicherheitsbeauftragter. Wer im
Sicherheitsbereich arbeitet, muss sich jeden Morgen in seine Tasche schauen
lassen. Handwerker, Stewardess, Sicherheitsmitarbeiter – alle müssen durch
die Kontrolle. Zudem checken die acht Sicherheitsleute die Fahrzeuge, die
zum Rollfeld fahren. Und die Ware, die Frachtmaschinen transportieren. „Wir
gucken mit einem extra dafür angeschafften Röntgengerät in jeden Karton.“
Von ganz oben gibt es noch eine Kontrolle. Die Luftaufsicht der
Bezirksregierung Düsseldorf macht Tests, wie die Kontrolleure am Flughafen
arbeiten. Als „Passagiere“ laufen sie auch mal mit einem Sprengstoffgürtel
(ohne Zündung) durch die Kontrolle. „Fällt so etwas nicht auf, dann hat das
harte Konsequenzen“, sagt Ulrich Marten, Leiter des Dezernats Luftverkehr
bei der Bezirksregierung. Die Luftaufsicht kümmert sich auch darum, dass
keine Hindernisse auf der Landebahn liegen und dass die Flugsicherheit der
Maschinen gewährleistet ist.
weeze (cku) Britta Miltner hat einen Wunsch für den Airport Weeze: „Für uns
wäre wichtig, dass er ein anerkannter Zollflugplatz wird. Für den Flughafen
auch.“ Miltner ist Vorsteherin des Zollamtes Straelen Autobahn, das seit
2005 für den Airport Weeze zuständig ist. Bisher ist der Airport Weeze –
anders als der Flughafen in Mönchengladbach – kein anerkannter
Zollflugplatz.
Keine festen Öffnungszeiten
Für die Zollbeamten bedeutet dies, dass sie keine festen Öffnungszeiten
ihres Büros im Flughafen haben. Das klingt nicht kompliziert, ist es aber.
Denn: „Jede Maschine, die hier landet und von einem Ziel außerhalb der EG
kommt, bedarf einer Genehmigung vom Hauptzollamt Duisburg“, erklärt Miltner.
In der Praxis bedeutet das: Will eine private Maschine aus der Schweiz mehr
oder weniger spontan in Weeze landen, wird der Zoll telefonisch informiert.
Er muss schnell regeln, dass die Genehmigung erteilt wird – und dass seine
Mitarbeiter nach Weeze fahren, um die Zollabfertigung zu übernehmen. Das ist
lästig – vor allem am Wochenende. Wenn ständig ein Zollbeamter vor Ort wäre,
würde vieles erleichtert.
Zurzeit sind Zollbeamte immer dann in Weeze, wenn ein Flugzeug aus
Nicht-EG-Staaten landet. Das ist immer montags der Fall, wenn die
Antalya-Maschine kommt.
Die Mitarbeiter kontrollieren in Hinblick auf Artenschutz, Drogen,
Markenschutz und Geldwäsche. „Stichproben machen wir auch auf
innereuropäischen Flügen“, erklärt Miltner. Dann stehen die Zollbeamten
neben den Mitarbeitern der Sicherheitsfirma STI und stellen Fragen. Etwa,
warum jemand mehrere Tausend Euro Bargeld im Handgepäck hat. Das könnte ein
Hinweis auf Terrorismusfinanzierung oder Geldwäsche sein. Die Zollbeamten
tragen übrigens Zivil – auf einem anerkannten Zollflugplatz hingegen dürften
sie in Uniform erscheinen. Der Bundesfinanzminister bestimmt, ob ein
Flughafen zum Zollflugplatz wird.
Miltner hofft, dass das bald für den Airport Weeze geschieht. Sie rechnet
damit, dass mit dem verstärkten Ryanair-Engagement auch die Kontrollen
zunehmen werden. Denn: Stichproben werden auch bei diesen Maschinen fällig.
Zudem habe seit der Zulassung der Revision vor dem Bundesverwaltungsgericht
die Geschäftsfliegerei stark zugenommen. „Es geht in die Schweiz, die
Ukraine oder sogar auf die Bahamas.“ Und dann muss der Zoll ran.
Infos zu Einfuhrbestimmungen gibt es unter www.zoll.de.
http://www.rp-online.de/public/article/regional/niederrheinnord/geldern/nachrichten/geldern/440028