Verhandlungen bisher ergebnislos

12.01.2007 / LOKALAUSGABE / KLEVE

INTERVIEW. Dass der Air-Berlin-Chef Laarbruch keine Chance gibt, versteht Landrat Spreen, gleichzeitig Aufsichtsrats-Vorsitzender der Flughafen Niederrhein GmbH. Wegen der Konkurrenz-Situation.

KREIS KLEVE. Zum aktuellen Stand in Sachen Flughafen Niederrhein nahm Landrat Wolfgang Spreen, gleichzeitig Aufsichtsratsvorsitzender der Flughafen Niederrhein GmbH, in einem Interview Stellung.

NRZ: Der Kreistag hat am 21. Juni 2006 beschlossen, 51 bis 100 Prozent der Flughafenanteile zu erwerben. Sie als Landrat wurden mit den Verhandlungen beauftragt. Wie ist der Stand der Dinge?

Wolfgang Spreen: Die Verhandlung sind geführt und werden weiter geführt. Sie haben bisher nicht zu einem Ergebnis geführt, wie der Kreistag es sich vorstellt.

NRZ: Seinerzeit war geplant, dass der Kreis Geschäftsanteile in Höhe von 6,63 Millionen Euro und damit 51 bis 100 Prozent am Stammkapital von 13 Millionen Euro übernimmt. Dafür sollte ein symbolischer Kaufpreis von einem Euro gezahlt werden. Ist darüber konkret mit Herrn Buurman verhandelt worden?

Spreen: Natürlich ist darüber mit Herrn Buurman verhandelt worden. Aber bisher sind wir auf dieser Basis nicht zusammengekommen.

NRZ: ...rechnen Sie in absehbarer Zeit damit?

Spreen: Ich will nicht spekulieren. Es ist allerdings so, dass sich an der Frage einer Mehrheitsbeteiligung des Kreises die Geister scheiden. Wir sind weiterhin gesprächsbereit.

NRZ: Die monatlichen Verluste des Flughafens werden auf 400 000 Euro beziffert. Ist Ihnen bekannt, warum der Eigentümer diese immer noch aus eigener Tasche finanziert?

Spreen: Als Aufsichtsratsvorsitzender der Flughafen Niederrhein GmbH möchte ich ausdrücklich betonen, dass ich keine Summen nennen kann und darf. Ich kann bestätigen, dass der Flughafen Zuschüsse zu den Betriebskosten braucht. Warum Herr Buurman, der zu 99,9 Prozent Eigentümer ist, das finanziert, muss er selbst beantworten. Nach meinem Eindruck glaubt er an die Zukunft und das Potenzial des Flughafens. Das tut auch der Kreistag. Herr Buurman sieht das sicher als Anschubfinanzierung. Unabhängig von der rechtlichen Situation und der Frage, wer die Mehrheit hat, werden alle Beteiligten alles dafür tun, damit es zu einer positiven Klärung kommt. Denn es gibt an dem Flughafen ein großes Interesse in der Region und seitens der Bevölkerung.

NRZ: Wird der Flughafen dabei von der öffentlichen Hand unterstützt?

Spreen: Ja, durch rückzahlbare Darlehen des Kreises. Allerdings ausschließlich für Investition, nicht für Betriebskosten. Wenn der Kreis in seinem Bemühen, Mehrheitsanteile zu erwerben, erfolgreich wäre, müsste er dann allerdings auch die entsprechenden Anteile an den Betriebskosten übernehmen.

NRZ: Die FDP-Kreistagsfraktion ist der Ansicht, dass Herman Buurman mit Blick auf die Verhandlungen mit dem Kreis pokert. Können Sie das bestätigen?

Spreen: Ich kann nur feststellen, dass wir uns bisher nicht einig geworden sind. Welche Überlegungen bei Herrn Buurman dahinter stehen und was ihm für die Zukunft vorschwebt, kann nur er beantworten.

NRZ: Liegen Ihnen Nachfragen von Investoren vor, die am Kauf des Flughafens interessiert sind?

Spreen: Aktuell derzeit nicht.

NRZ: Air-Berlin-Chef Joachim Hunold hat öffentlich erklärt, dass der Flughafen Niederrhein keine Chance hat und geschlossen werden sollte. Die Region sollte sich auf Düsseldorf und Amsterdam konzentrieren. Wie stehen Sie dazu?

Spreen: Ich kann nur sagen: Vielen Dank für das Kompliment. Das zeigt, dass der Flughafen Niederrhein ein gewaltiges Potenzial hat. Und trotz der rechtlichen Unsicherheit im deutschen Luftverkehr keine unerhebliche Rolle spielt. Herr Hunold sagt das als Airline-Chef mit Blick auf seine Geschäfte und die Konkurrenzsituation. Das kann ich verstehen. Denn Ryan Air ist für Air Berlin ein ernsthafter Konkurrent. Das gilt auch für den Flughafen Niederrhein, insbesondere wenn die Situation geklärt sein sollte.

NRZ: Der niederländische Immobilienhändler Willem Endstra, der 2004 in Amsterdam erschossen wurde, war in der Anfangsphase einer der Flughafeninvestoren. In den Niederlanden ist Ende letzten Jahres ein Buch über ihn erschienen. Darin ist unter anderem zu lesen, dass nach dem Tod von Willem Endstra im Jahr 2004 noch einmal 2,5 Millionen Euro auf das Konto des Flughafens Niederrhein gingen. Und zwar über die Endstra Wilmar Groep - via Lichtenstein und Zürich. Ist Ihnen das bekannt?

Spreen: Zunächst möchte ich klar stellen, dass Herr Endstra nie Investor war, er wäre allerdings seinerzeit dazu bereit gewesen. Dazu ist es nicht gekommen. Nach Kenntnis der Geschäftsführung und des Aufsichtsrates hat es derartige Zahlungen von Herrn Endstra nie gegeben.

NRZ: Im Dezember 2002 zahlte Endstra über seine niederländische Firma - wie der Flughafen nach langem Leugnen schließlich selbst einräumte - 1,8 Millionen Euro auf das Flughafen-Konto ein. Finden Sie das seriös?

Spreen: Derartige Zahlungen im Sinne von Darlehen oder Geschenken an die Flughafen Niederrhein hat es nach unserer Kenntnis definitiv nicht gegeben. Danach ist seinerzeit im Aufsichtsrat auch gefragt worden. Um Anteile an der Flughafen Niederrhein Holding, für die die Zustimmung des Kreises und der Gemeinde Weeze erforderlich gewesen wären, hat er nie gebeten.

Das Gespräch führte:

GABY BOCH

Ludger van Bebber, seit Ende September 2004 Geschäftsführer des Airports, ist von den 2,5 Millionen Euro nichts bekannt: "Unter meiner Ägide hat es eine derartige Transaktion definitiv nicht gegeben. Das kann ich ausschließen."